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Die Geschichte des Landkreises Unstrut-Hainich

Am 01.07.1994 wurde der Unstrut-Hainich-Kreis aus den Kreisen Bad Langensalza und Mühlhausen gebildet. Die beiden Altkreise gehen direkt zurück auf die Einteilung des preußischen Regierungsbezirks Erfurt. Die Kreiseinteilung wurde am 05.04.1816 im Amtsblatt der königlichen Regierung zu Erfurt verkündet und trat somit in Kraft. Der Langensalzaer Kreis bestand aus den drei Städten Langensalza, Tennstedt und Thamsbrück sowie 43 Gemeinden. Bis zur Gegenwart haben sich viele dieser Dörfer als Ortsteile größeren Gemeinden angeschlossen. Den Titel „Bad“ bekam Langensalza erst am 28.07.1956.

Zum Mühlhäuser Kreis gehörten bei der Gründung 1816 die 19 Dörfer der Reichsstadt Mühlhausen, die drei Dörfer der Vogtei, die elf Dörfer und Hofe der Ganerbschaft Treffurt sowie 19 eichsfeldische Orte sowie der Gerichtshof Hildebrandshausen. Viele dieser Dörfer wurden bis heute ebenfalls zu Ortsteilen oder wurden später politisch angrenzenden Kreisen zugeordnet.

Den preußischen Kreisen stand bereits je ein Landrat vor. Es gab auch einen Kreistag, dessen Mitglieder nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht bestimmt wurden. Dieses Wahlrecht bevorzugte den Adel und das reiche Bürgertum.

Nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, 1806, auf Betreiben Napoleons I. und dem Zusammenbruch der französischen Fremdherrschaft nach der Völkerschlacht bei Leipzig, 1813, wurde auf dem Wiener Kongress 1814/15 für Preußen der Weg frei gemacht, die Herrschaft in den ehemals kursächsischen Teilen Thüringens zu übernehmen. Große Teile Thüringens wurden nun zur Preußischen Provinz Sachsen. Preußische Verwaltungseffizienz teilte diese Provinz in Bezirke und Kreise ein. So kam es 1816 zur Gründung der Kreise Mühlhausen und Langensalza. Beide Verwaltungseinheiten überstanden das Deutsche Kaiserreich, 1871 bis 1918, die Weimarer Republik, das „Dritte Reich“, die DDR-Zeit sowie die ersten vier Jahre des wiedervereinigen Deutschlands. Wobei der Kreis Langensalza von 1950 bis 1952 durch eine Gebietsreform aufgelöst war. Der Kreis Mühlhausen musste in der DDR das Schicksal tragen, an der innerdeutschen Grenze zu liegen: Grenzgebiet, Stacheldraht und Todesstreifen gehörten zum Alltag.

Seit Mitte des sechsten Jahrtausends vor unserer Zeit ist in unserer Region dauernde Landwirtschaft nachgewiesen. Von 600 vor bis 600 nach Christus war das Opfermoor bei Niederdorla ein heiliger Ort, der weit über Thüringen hinaus bekannt war.

Am Anfang einer organisierten Verwaltung unserer Region stand das Thüringer Königreich, das die Franken in der Schlacht an der Unstrut im Jahr 531 blutig vernichteten. Unsere Region wurde fränkisch. Die Stadt Mühlhausen erwuchs in der Nähe einer fränkischen Königsburg. Fränkische Adlige wurden Grundeigentümer. So bilden, zum Beispiel, die Schenkungsurkunden eines Grafen Erpho die ersten urkundlichen Erwähnungen vieler Orte. Aus dem Fränkischen Reich wurde in unserer Region das Ostfränkische Reich, dann das Deutsche Reich und bis 1806 das Heilige Römische Reich deutscher Nation.

Nach dem Aussterben der ludowingischen Thüringer Landgrafen, 1247, fiel der Ostteil der Landgrafschaft Thüringen an das sächsische Haus der Wettiner. Für die Region des heutigen Unstrut-Hainich-Kreises bedeutete dies: Das Eichsfeld gehörte zum Erzbistum Mainz, das Gebiet um Langensalza kam zu Kursachsen, die Ganerbschaft Treffurt mit der Vogtei bekam mehrere Herren. Durch die Erbteilung des sächsischen Herrscherhauses bildeten sich in Thüringen Herrschaften wie Sachsen-Gotha, Sachsen-Weimar. Daneben entstand auch die Herrschaft Schwarzburg-Sondershausen. Weitere Teilungen und Zuweisungen folgten. Einzig Mühlhausen blieb durch Jahrhunderte hinweg als Freie Reichsstadt nur dem Kaiser unterstellt und war somit de facto selbstständig. Erst 1802 wurde Mühlhausen preußisch.

Unabhängig von den häufigen territorialen Veränderungen und Verschiebungen gab es Ereignisse und Personen, die unsere Region bekannt gemacht haben.

Johann Sebastian Bach, dem die Musikwelt Göttlichkeit unterstellt, absolvierte in Mühlhausen 1707/08 eine seiner ersten Anstellungen als Organist und Komponist.

In der Schlacht bei Bad Langensalza, 1866, verlor das sonst eher siegreiche Preußen eine Schlacht gegen Truppen des Königreichs Hannover. In den Deutschen Einigungskriegen kämpften Preußen und Osterreich um die Vorherrschaft im deutschen Raum. Preußen gewann. Ein Preußenkönig wurde 1871 als Wilhelm I. der Kaiser des Deutschen Kaiserreiches.

Ein weiteres historisches Großereignis von nationaler Bedeutung ist der Deutsche Bauernkrieg. Der radikale Reformator Thomas Müntzer wollte in Mühlhausen seine sozialen Utopien verwirklichen. Müntzer scheiterte. Er und die bewaffneten Bauern und Mühlhäuser Bürger, die sich ihm angeschlossen hatten, wurden militärisch von den Fürsten geschlagen. Bei Görmar fanden 1525 Müntzer und weitere Aufständische ihr Ende auf dem Richtblock.

Der Mühlhäuser Ingenieur Johann August Röbling konstruierte die Brooklyn Bridge in New York. Diese war bei ihrer Fertigstellung, 1883, die längste Hängebrücke der Welt. Der Langensalzaer Arzt und Heiler Christoph Wilhelm Hufeland begründete die wissenschaftliche Makrobiotik als Lehre, wie der Mensch durch gesunde Lebensweise und Nahrung bis ins hohe Alter fit und gesund bleiben kann.

Die Museen und Archive des Unstrut-Hainich-Kreises laden ein, sich mit der vielfaltigen und interessanten Geschichte der Region zu befassen. Das Archiv des Kreises selbst, das Kreisarchiv, bildet mit seinen über 3.000 laufenden Metern Akten einen reichen Schatz, den zu entdecken sich lohnt, vor allem für die Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.